Dienstag, 15. September 2009

Die Illerflößerei im 19. Jhdt.


Ausschnitt aus dem Ölgemälde „Die Illerbrücke bei Ferthofen“ von Elias Friedrich Küchlin, um 1815.

Heute kennen wir die Iller bei Oberkirchberg als einsam dahin fließendes Gewässer. In vergangenen Tagen herrschte hingegen reger Betrieb auf dem damals noch frei und natürlich strömenden Fluß.

Aufstrebende städtische Zentren wie Ulm waren im Zeitalter der Industrialisierung mit ihren Ziegeleien, Kalköfen, Schmieden oder Brauereien zunehmend von Holzlieferungen abhängig. In Ulm kamen daher zur Hochzeit der Illerflößerei Mitte des 19. Jhdts. täglich dutzende von Flößen aus dem an Holz reichen Allgäu an, da dieser Transportweg zeitsparend und weit kostengünstiger als der Landweg war. Die Flößerei war jedoch ein gefährliches Geschäft. Immer wieder kam es zu tödlichen Unfällen. Der aus Mooshausen stammende Pfarrer Josef Bärtle, der in den 1920er und 1930er Jahren den Illerflößern in zahlreichen Beiträgen ein Denkmal setzte, erwähnt drei Flößer aus der Aitracher Gegend, die in den 1880er-Jahren bei Oberkirchberg an einem einzigen Tag ums Leben kamen.

Bis 1860 bewegte sich die Iller frei in einem kilometerbreiten Flussbett. Im Zuge der Illerkorrektion wurde in den folgenden Jahren der komplette Unterlauf zwischen Ferthofen und Ulm über 50 Kilometer in das berechnete schnurgerade Flussbett gedrängt, das wir heute in Oberkirchberg finden. Baustellen führten zu Behinderungen des Floßbetriebs und zeitweise sogar zu Sperrungen der Iller. Zugleich entstand den Flößern mit der Eisenbahn eine zu starke Konkurrenz. Die zunehmende Industrialisierung entzog der Iller infolge neu angelegter Kanäle immer mehr Wasser. Im Jahr 1870 passierten noch 3000 Illerflöße den Ort Oberkirchberg. Danach nahm die Illerflößerei stetig ab, so dass 1910 nur noch 49 Illerflöße in Ulm ankamen.

(Lit: Peter Roth: Die Illerflößerei in Aitrach, in: Im Oberland, 2008, Heft 1, S.2-11. --> online)

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